Phönix – eine Ausstellung zum Neuanfang
Es gibt einen Vogel, so wird berichtet, der sich nach seinem Tode selbst zeugt und erneuert. Ist seine Zeit erfüllt, begibt er sich in sein Nest, legt an dieses eine Feuerglut, um dann aus den Flammen wiedergeboren zu werden und gen Himmel zu fliegen, der Sonne entgegen.
Die Ausstellung zeigt Leben, Tod, Neuanfang, Angst, Qual, Sterben, Scheitern, Gelingen und Triumph. Wiedergeburt. Mythen wie die des Phönix existieren in vielen Kulturen. Orpheus führt seine tote Gattin aus der Unterwelt zurück ins Leben. Ikarus verläßt mittels handwerklich gefertigter Flügel die Insel, auf der er gefangen gehalten wird, und scheitert. Die sich gegen Gott erhebenden Engel stürzen hinab in die feurige Hölle.
Jeder Mensch kennt Scheitern, Krisen, Neuanfänge. Wir träumen davon, unser Leben neu zu beginnen … uns wie ein Phönix aus der Asche zu erheben. Nach einer tödlichen Krankheit, die wir überlebt haben. Der Sportverein, der auf dem letzten Rang steht. Die im Krieg zerstörte Nation. Der Bankrott eines Unternehmens, die private Insolvenz. Pandemien, die Menschen in großer Zahl hinwegraffen.
Kulturelles Leben wird von manchen in Krisenzeiten als Luxus empfunden, als überflüssig angesehen. Die Künstlerinnen und Künstler dieses Ausstellungsprojekts stellen Fragen, zeigen mögliche Antworten auf. Sie beweisen: das künstlerische Leben steigt nach Krisen wieder auf – wie Phönix aus der Asche. Kunst.
In der Planungsphase gaben die Künstler folgende Statements ab:
Erich Füllgrabe
Das Nulllabor ist ein abgesonderter Raum. Im Nulllabor werden Teile der Welt, die aus Ihrem Kontext entnommen wurden, untersucht und erforscht. Durch die Formulierung von Theorien wird versucht, die Ergebnisse, die in dieser kontextlosen Umgebung gefunden wurden, für die Alltagswelt unnütz zu machen. Ob da eine Textspule hilft oder doch besser der Sternenhimmel betrachtet werden sollte, wird sich zeigen.
Gilbert Geister
agiert so, dass jeder Erkenntnisanspruch in ein Vakuum verdampft. Am Ende seiner Versuche steht die Einsicht in die Müßigkeit, bestimmte Vorgänge vorhersehbar zu gestalten und in deren Abläufe steuernd eingreifen zu wollen. Seine Aktionen haben vielmehr den Charakter eines Spiels, das den Zufallspassanten zum Mitagieren anregt und auch sich einstellende Zufallskonstellationen in den Gestaltungsprozess einbezieht.
Christian Gnaß
In der Schule damit begonnen die früh stillgelegten Zechen- und Kokereigebäude seiner kleinen Heimatstadt abzulichten ohne zu ahnen, dass es später mal ein englisches Wort für das Sujet geben wird.
Durch die noch rein analoge Lehrlingsarbeit im Architekturbüro geprägt werden Stadtmotive bevorzugt mit Zeichenstiften dargestellt.
Statt Instagram-Motiven nachzujagen werden historisch wichtige Orte verarbeitet, an denen niemand für das eine Foto Schlange steht. Für Phoenix ist er wieder unterwegs. Diesmal an eher unbekannten Orten, dafür aber einer großen Comeback-Story auf der Spur.
agii gosse
Die Kunst von agii gosse pendelt leichtfüßig zwischen Konzept und PopArt. So zeigt sie sich phasenweise in Grautönen, dann wieder vollfarbig. agii umgibt sich in ihrer Malerei, Zeichnung und Collage mit Personen, die Wegmarker für die Künstlerin selbst, aber sicher auch für andere Menschen sind.
Johannes Gramm
Als Bildner ist man in der Lage etwas sichtbar zu machen, es zu zeigen. Also ist für mich der einzige Grund ein Bild zu machen der Wunsch und die Neugierde wissen zu wollen, wie etwas aussieht: Jesus am Strand, ich mit Brüsten und als ramponierter Held, vom Affen gebissen oder anderen Figuren, die ihrem Wunsch nach Freiheit oder Mut Ausdruck geben usw. Das Ganze zeige ich dann anderen Leuten in Ausstellungen und Veranstaltungen und die machen dann damit was sie wollen.
Kinkg Burger und Very Old McDonald
King Burger wird Very Old McDonald, who never had a farm, auf der Aschenbahn des Lebens trotz dichten Nebels Flügel zu ver- und sich selbst ein funktionierendes Plektrum auszuleihen. Besuchen Sie das einmalige Gastspiel dieser beiden großartigen
Landperformantzen!
Karl-Heinz Mauermann
arbeitet konzeptionell. Er entwirft Ordnungssysteme für eine chaotische Welt und bedient sich dabei der Bildenden Kunst und ihrer Grenzbereiche zur Literatur und zur Musik. Seine Arbeit in der Ausstellung: ›burning man: phönix‹.
Christian Paulsen
Arbeiten vor Ort mit reduziertem Material: Schwarze Kohle und silbergraues Graphit auf großformatigem Papier. Eine zeichnerische Wandinstallation, in der sonst kaum wahrnehmbare und unbeachtete Strukturen, Spuren und Besonderheiten der örtlichen Situation sichtbar und Bestandteil der Arbeit werden. Der Entstehungsprozess, ist offen für kontrollierte Zufälle und spontane Inspiration. Ein ›Phönix-Flug‹ ins Ungewisse. Dabei findet die künstlerische Sensibilität für den Moment, gefördert von der speziellen Aura des Ortes, ihren Ausdruck in produktiver Harmonie.
Christiane Rath
ist Künstlerin und Installatografin und lebt in Köln. Ihr Interesse gilt dem öffentlichen Raum, den sie gern temporär verändert, manchmal Wohnsituationen errichtet und manchmal Menschennester. Für Phönix präsentiert sie einen etwas ungewöhnlichen Eingriff in einen besonderen öffentlichen Raum, den Kölner Südfriedhof: eine temporäre Grabaneignung, deren Geschichte(n) ihr Buch UNVERGESSEN in Texten und Bildern dokumentiert.
Matthias Schamp
Beständiges Umschalten ist seine Passion. Dies nennt er Kontext-Hopping. High-Culture & Triviales werden gleichermaßen durchstreift, Praxisfelder und Theorie: Kunst, Literatur, Organisation, Politik, Design, Botanik ... Dahinter steckt eine kulturelle Guerilla-Strategie: Sich nicht festlegen lassen. Mit dem Überraschungsmoment auf der Seite stets unerwarteten Orts erscheinen. Auftauchen, zuschlagen und wieder wegtauchen in die Waldsäume des Ungewissen.
Spony
KOMM UND SEI
katja struif
in-die-welt-rein-und-wieder-raus ist nur eine krankheit.
das wird in der regel im gleichen geschäft verhandelt.
so ist das vom kranken system geregelt.
dem kranken system geht es ansonsten gut.
jeder strich durch die rechnung verwandelt sich in barcodes.
jede rechnung kann gestellt werden.
die illusion von eigentum ist gesetzlich garantiert.
die hinterlassene asche bleibt schön steril.
VA Wölfl